Plan B

Liebes Reisetagebuch,

heute Morgen war schon wieder frühes Aufstehen angesagt, denn die beste Frau der Welt™ wollte mit mir tauchen gehen.

Nun liegt der letzte Tag, an dem ich im Meer tauchen war, bereits mehr als zwei Jahre zurück und war zudem mein erster. Zwar bin ich ein schneller Lerner, doch mindestens ebenso schnell verlerne ich auch wieder. Da ich auf Anhieb praktisch gar keine Kursinhalte von damals mehr erinnern konnte – einer der Gründe, warum wir „Refresher Dives“ mit persönlichem Instructor gebucht haben – war ich die halbe Nacht hindurch und heute früh doch nicht minder nervös als vor meinem ersten Tauchgang in 2020. 😬

Das ist für mich aber auch normal, und ich gehe davon aus, dass sich etwaige bei mir aufkommende Panik aufgrund eingebildeter „Atemnot“ unter Wasser einfach durch die rationale Erkenntnis verdrängen lässt, dass mir sowas in dieser Situation gerade kein bisschen weiterhilft – zumindest war das beim letzten Mal so. 😁

Jedenfalls war ich nach dem Frühstück im Hotel schon etwas entspannter, denn nach einem Breakfast of Doom erscheint einem zu ertrinken nicht mehr als das schlechteste Schicksal, und wenn wirklich etwas schiefgehen würde, müsste ich zumindest morgen nicht wieder da frühstücken. 👍

Kurz nach diesem beruhigenden Gedankengang informierte mich die beste Frau der Welt™, dass sie gerade eine Nachricht erhalten habe, dass die heutige Tour wegen zu starkem Wind abgesagt werden müsse. 😵‍💫

Tatsächlich war es schon gestern Nachmittag merklich windiger geworden, und heute, gegen Abend, setzten sogar Sturmböen ein. Also stand einmal mehr eine kurzfristige Planänderung auf dem Programm. Ich habe Doreen den Plan ändern lassen und erstmal etwas Schlaf nachgeholt. 😊

Wir sind dann in die Inselmitte nach Pyli gefahren und haben uns das Grab des Charmylos sowie den über 400 Jahre alten Dorfbrunnen angesehen, der unentwegt Quellwasser aus steinernen Löwenmäulern ausschüttet.

Grab des Halihastenichgesehn Charmylos
Sie weiß was gut ist

Während wir noch nach einem Geocache in der Nähe des Brunnens suchten, kamen gleich zwei Trucks an, vollbeladen mit leeren Kanistern, um hier kostenlos Wasser abzugreifen. 😀

Apropos Geocache: Ein weiterer sollte sich bei einer entlegenen Kirche befinden, mitten im Nirgendwo, nebst bombastischer Aussicht. Da die beste Frau der Welt™ Kirchen so liebt, haben wir uns gleich auf den Weg gemacht. Die asphaltierte Straße endete, und Sparky hatte mit der Schotterpiste den Berg hinauf gut zu kämpfen, aber wir kamen an.

Endlich wieder eine Kirche!

Die beste Frau der Welt™ erklomm die kleine Treppe, begab sich zum Eingang, öffnete die Tür und wich kurz darauf mit einem Kreischen wieder zurück. Ich vermutete sogleich eine Art von göttlicher Intervention, doch Doreen hatte sich nur vor einer Eidechse erschreckt.1

Sparky vor seiner nächsten Herausforderung

Von hier aus führte die Schotterpiste, die wir befuhren, noch einmal richtig steil nach oben (was auf dem Foto irgendwie überhaupt nicht so rüberkommt), direkt auf die nächste befestigte Straße nach Kardamena. Sparky stand also vor seiner bisher größten Herausforderung. Der Weg entpuppte sich leider als übelste, nur halbseitig befahrbare und tief zerfurchte Geröllhalde, und die beste Frau der Welt™ war von der Vorführung meiner Rallye-Fahrkünste schon sichtlich grün im Gesicht, als Sparkys Motor bei Vollgas im ersten Gang knapp drei Meter vor dem Ziel erstarb. 🤦‍♂️

Die nächsten zehn Minuten verbrachte ich mit Versuchen, ihn noch irgendwie das letzte Stück nach oben zu treiben. Die darauffolgenden 15 Minuten stieg Doreen aus und lotste mich, mit Sparky langsam rückwärts rutschend, auf weniger steiles Terrain zurück, damit wir wenden konnten. Von den Bergen haben wir jetzt erstmal beide genug. 😉

Wir gelangten schließlich zur Touri-Hochburg Kardamena, wo wir uns stärkten und noch einen Spaziergang machten, der uns das Gefühl gab, auf der für uns richtigen Seite der Insel zu wohnen. 😎


  1. Seine Wege sind unergründlich. 🦎 ↩︎

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